AFDler trifft Flüchtlingshelfer

Marga Haß beobachtet, wie die politische Großwetterlage Hauskreise prägt.

Was machen wir, wenn wir feststellen, dass wir uns doch ziemlich fremd sind? Was machen wir zum Beispiel, wenn in einem unserer Hauskreise einer ist, der möchte, dass wir uns mehr mit unseren innerdeutschen Problemen beschäftigen? Einer, der grundsätzlich Ausländer in unserem Land für untragbar hält. Dann sitzt da noch ein anderer, der das politisch sogar mit einer AfD-Mitgliedschaft lebt und zusätzlich noch ein hoch Engagierter in der Flüchtlingsarbeit. Müssen Hauskreisabende dann unweigerlich zu politischen und gesellschaftlichen Diskussionsforen und gegenseitigen Angriffsplattformen werden, in der sich jeder gegenseitig überzeugen möchte?

Oft bleibt am Ende des Treffens ein leeres Gefühl von Ablehnung und Rechtfertigung zurück. Aus meiner Sicht stellt sich hier die Frage nach dem „Wozu und Wie“ des Hauskreises. Wenn alle miteinander ein Ziel finden, warum sie sich treffen und vielleicht sogar ein Anliegen, das über sie selbst hinausgeht, dann kann es gemeinsam funktionieren – trotz großer Unterschiedlichkeit. Wenn man zum Beispiel gemeinsam missionale Lebensräume für eine Zielgruppe schaffen möchte, die allen am Herzen liegt …

Man könnte auch den Ablauf eines Treffens verändern: Nicht so viel Grundsatzthemen und Diskussionszeiten, mehr Stille vor Gott, Zeit für das Erleben Gottes oder eigene Betroffenheit durch Eindrücke zu einem Bibeltext. Vielleicht kann man vorübergehend sogar mal probieren, die heiklen Themen auszusparen. Das geht aber nur, wenn es sich nicht um Leidenschaftsthemen handelt.

Bei allem guten Willen kann es unter Umständen dennoch sein, dass Ansichten, Glaubens- und Lebenseinstellungen so weit auseinanderklaffen, dass es im Miteinander zu viele Stolpersteine gibt und man sich aneinander wund reibt. Dann kann es sein, dass sich der Hauskreis auflöst oder es neue Zusammensetzungen gibt. Mein Wunsch bei einer Trennung bleibt: Schaffen wir es, den anderen in seiner Andersartigkeit so stehen zu lassen, dass wir uns auf der Straße grüßen können, wenn wir uns sehen? Können wir bei einem Treffen in der Gemeinde miteinander Abendmahl feiern?

Marga HassMarga Haß ist leitende Referentin im Marburger Kreis und dort zuständig für etwa 450 Hauskreise.