Der Nährboden echter Gemeinschaft

Wer Hauskreise gründet, muss sich verletzlich machen, stellt Sarah-Maria Graber fest.

Was stand eigentlich am Anfang unserer Hauskreise? Vor kurzem saß ich vor einer Gruppe von beziehungshungrigen Christen, um von meinen Erfahrungen in der Gründung von Hauskreisen zu erzählen. Als ich mich auf diesen Austausch vorbereitete, kristallisierten sich bei mir schnell drei Aspekte heraus, die unseren Hauskreis nach einer harzigen Anlaufphase zu einer schnell wachsenden Gemeinschaft aufblühen ließen:

1. Unser Hauskreis ist aus einer starken Freundschaft entstanden. Mit meinem Mann und einem sehr gut befreundeten Ehepaar starteten wir gemeinsam in dieses Abenteuer. Diese tiefe Freundschaft legte das Fundament für die starke Gemeinschaft in der gesamten Gruppe: Vier Menschen, die zusammen leiten, reiben sich, müssen immer wieder den gemeinsamen Weg finden, einander vergeben, geduldig und belehrbar sein, um ihre Herzen weich zu behalten. Und genau das ist es, was ein lebendiges und persönliches Zusammenleben verschiedener Menschen ermöglicht. Wir sollten uns Menschen suchen, die uns ergänzen und mit uns zusammen Hauskreise leiten.

2. Am Anfang stand eine Vision, die wir mühselig versuchten zu erfüllen: Wir wollten Menschen von Jesus erzählen, auf den Straßen unterwegs sein und uns sozial engagieren. Bis wir merkten, dass dies nicht unserer Identität und Berufung entspricht. In unserer großen Gemeinde ertranken viele Menschen in der Masse, weshalb wir anfingen, auf Fremde nach dem Gottesdienst zuzugehen und sie einzuladen in unseren Hauskreis. Statt Menschen auf der Straße von Jesus zu erzählen, sammelten wir also einfach diejenigen ein, die Jesus schon kannten. Unser Hauskreis wuchs plötzlich so schnell, dass wir den Überblick verloren. Wir hatten unsere wahre Identität gefunden, eine neue Vision formuliert und gingen endlich in eine klare Richtung, ohne uns selbst etwas vorzumachen.

3. Menschen öffnen sich in einer Gruppe so stark, wie du dich selbst öffnest. Sie machen sich verletzlich und zeigen ihr wahres Gesicht, wenn du verletzlich und ohne Maske voran gehst. Sie lassen Gott so nah an sich heran, wie du ihn an dich heranlässt. Als Leitende sollten wir eine Kultur und Atmosphäre schaffen, in der Menschen aufblühen können, indem wir uns verletzlich zeigen vor Gott und den Menschen. Ich erinnere mich an einen Abend, an dem ich den gesamten Hauskreis unter Tränen um Vergebung bat für eine falsche Herzenshaltung, die mich über einige Wochen prägte. Dieser Moment kostete mich viel, doch er hat noch viel mehr ausgelöst und Freiheit in unsere Beziehungen gebracht.

Alle diese drei Aspekte unterstreichen den grundlegenden Wert von Verletzlichkeit in echten, tiefen Beziehungen. Ich finde in Gott die Grundlage für meine Freundschaften zu Menschen. Er ist der Fels, auf dem ich sicher stehe, und der mich mutige Schritte zu Menschen machen lässt.

Sarah_Maria_Graber_HLM_400Sarah-Maria Graber leitet eine Community bestehend aus drei Hauskreisen in der Vineyard Bern.