Legt die Waffen nieder
Sarah-Maria Graber erläutert, was Leitung für sie bedeutet.
In manchen Unternehmen, Familien und vor allem beim Militär herrscht eine unerbittliche Rangordnung: Wer oben steht, sagt, wie’s läuft. Die Untergebenen haben blind zu gehorchen, nicht zu hinterfragen, sollen einfach machen, auch wenn sie nicht verstehen, warum. Auch in Gemeinden und in Hauskreisen kann sich solch eine Vorstellung von Hierarchie einschleichen. Aber Jesus Christus zeichnet ein ganz anderes Bild. Er herrscht, indem er sich aufgibt, indem er andere größer macht als sich selbst, indem er verspricht: „Wer mir nachfolgt, der wird Größeres tun, als ich getan habe!“ (frei übersetzt nach Johannes 14,12).
Ich habe große Vorbilder in meinem Leben, die es geschafft haben, andere Menschen zu leiten. Alle zeichnet eine Eigenschaft aus: Sie sind demütig genug, um sich in andere Menschen zu investieren, damit diese stark, vollmächtig und vielleicht sogar berühmt werden. Sie nehmen sich selbst zurück, um anderen eine Bühne zu bieten. Sie verstehen ihre Verantwortung als Leitende vor allem darin, das Ego täglich sterben zu lassen, damit andere aufleben können. „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde“, sagte Jesus zu seinen Jüngern in einer seiner letzten Stunden in Johannes 15. „Ich sage nun nicht mehr, dass ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan.“ Jesus hat die menschliche Vorstellung von Herrschaft über Bord geworfen. Er kam nicht mit Schwert und Waffe, um mit Gewalt ein Königreich zu bilden. Er war kein Befehlshaber. Vielmehr war er ein Freund. Er legte alle Waffen nieder und erniedrigte sich selbst. Auf seinen Schultern sollen andere leben.
Deshalb verstehe ich meine Aufgabe als Leiterin von Hauskreisen darin, andere Menschen zu entdecken und mich zu fragen: Welche Gedanken hat Gott über diese Person? Ich suche freundschaftliche Beziehungen, teile meine Erfahrungen und mein Herz und halte nichts zurück. Ich suche Raum und Bühnen, damit sie ihre Begabungen ausleben können. Mal gelingt es besser, mal weniger gut. Aber es gelingt mir immer wieder.