Woran glaubst du?

Marga Haß über die Herausforderung, vom Glauben zu sprechen.

Gerade jetzt, wo so viele Menschen mit unterschiedlichen Kulturen, Weltbildern, Werten und Religionen aufeinandertreffen, tauchen in einigen Hauskreisen Fragen auf wie: An was glauben wir eigentlich? Wie ist das mit den monotheistischen Religionen – glauben wir an einen Gott? Ist der Gott derselbe und nur die Wege, diesem Gott zu dienen, sind anders? Wie rede ich mit Andersgläubigen? Wie will ich dem anderen gegenübertreten? Was kann und will ich sagen?

Das Bedürfnis, hier Klarheit zu bekommen und Standpunkte beziehen zu können, ist aus meiner Sicht komplett verständlich. Es ist sicherlich am hilfreichsten, wenn man dazu im Hauskreis ein entsprechendes Buch oder eine Broschüre durcharbeitet. Viele Gemeinden bieten gute Informationsveranstaltungen an, um sich theologisch damit auseinandersetzen zu können.

In unseren Hauskreisen begegnet mir aber am meisten die Frage, wie wir ganz individuell und persönlich darauf reagieren können, wenn wir gefragt werden, woran wir glauben? Viele haben die Erfahrung gemacht, dass sie die Frage, an wen sie glauben, leichter beantworten können, als die, an was sie glauben. Gott beschreiben zu dürfen, wie man ihn erlebt, scheint einfacher, als allgemeine Wahrheiten über „das Christentum“ vertreten zu müssen. Wenn wir beginnen, aktuell und lebendig von dem zu erzählen, wer Gott für uns ist, wie wir zwei (Gott und ich) unser Miteinander gestalten, was Gott für mich bedeutet und wie mein Glaube auch für andere sichtbar wird, dann entstehen Nähe und auch Vertrauen bei unserem Gegenüber und vielleicht auch Interesse.

Ich denke, wir brauchen Grundlagen über das, was wir glauben, was unser gemeinsamer „Kanon“ ist. Gleichzeitig finde ich es ermutigend, dass es offenbar in den Begegnungen viel weniger um allgemeines Wissen oder Diskussionen über Glaubensbekenntnisse geht als um persönliches Erleben. Vielleicht kann uns das die Furcht vor Gesprächen mit Andersgläubigen nehmen. Man muss erst mal keine Kirche vertreten, man darf erzählen. In der Bibel steht, dass wir Zeugnis geben sollen von der Hoffnung, die in uns ist (1. Petrus 3,15)!

Marga HassMarga Haß ist leitende Referentin im Marburger Kreis und dort zuständig für etwa 450 Hauskreise.