Leitung in der Krise
Marga Haß über Sackgassen und neue Chancen.
Noch vor einigen Jahren waren wir Hauskreisler eine eingeschworene Gemeinschaft. Jeder wusste, dass wir die kleinen Lebenszellen der Gemeinden, die Begegnungsund Heimatorte für viele Einzelne sind. Für Menschen eben, die nicht allein durchs geistliche Leben gehen wollen. Der persönliche Austausch, das Gebet füreinander und darauf zu hören, was die anderen einem über Gott berichten und vermitteln können – das alles entfaltet eine große Kraft, die einem hilft, Glauben zu leben! Und es schweißt fest zusammen. Man wird eine Gemeinschaft, die fest zusammenhält. Aber ab und zu schreckt so mancher plötzlich auf, weil der Hauskreis schon lange nicht mehr das ist, was man sich einst erhoffte. Die Rollen sind festgelegt, man weiß, was jeder sagen wird, die geistliche Lebendigkeit bleibt auf der Strecke – schon seit Jahren. Soll man dennoch zusammenbleiben?
Gerade gestern habe ich mit Hauskreisleitern gesprochen, die sich im Moment wie gefangen in einer Gemeinschaft erleben, die sich doch eigentlich gut anfühlen soll. Sie sagten so etwas wie: „In unserer momentanen Runde sind wir die Gebenden. Das haben wir meist gerne gemacht, und es hat unseren Gaben entsprochen. Aber im Moment sind wir selber ausgelaugt – und das schon seit eineinhalb Jahren. Wir haben festgestellt, dass in all den Jahren auch keine tiefer gehenden Beziehungen zu den Leuten aus dem Hauskreis, keine Freundschaften entstanden sind. Selbst bei den anderen Hauskreisleitern in unserer Umgebung stoßen wir weder auf Verständnis noch auf Nachfragen. Ist für uns nicht etwas Neues dran?“ Die Enttäuschung und auch die Leere sind groß. Man möchte gehen und fühlt sich gleichzeitig verpflichtet. Manchmal wird leider erst durch eine Krise klar, dass man die vertraute Runde verlassen will. Erstmal auch ohne frische Ideen und ohne neue Kraft und nur mit dem Wunsch nach einer Hauskreispause …
Wer weiß, vielleicht dann – nach einer Weile – auch wieder mit dem Versuch, einen neuen Hauskreis aufzumachen, andere Menschen kennen und lieben zu lernen oder auch mal für eine Weile auszubrechen aus dem gewohnten und liebgewonnenen Trott, um Gott ganz neu und anders zu erleben. Vielleicht sogar auch, um wieder neu mitzubekommen, wie Menschen außerhalb der Gemeinde leben, was sie interessiert oder um neue Gemeinschaftsformen zu entwickeln, die besser in die aktuelle Phase passen. Das kann lustvoll sein und manchmal auch mühsamer und durch Krisen ausgelöst. Neues kann durchaus heilsam, inspirierend, spannend und der nächste Schritt sein, selbst wenn die Ursache für die Veränderung nicht nur positiv und leicht ist.