Nach Indien fahren, um Amerika zu entdecken

Jan Hanser liebt Pläne, auch wenn es meist ganz anders kommt.

Ich muss zugeben, dass ich ein Leiter bin, der sehr viele Pläne macht. Planen hilft mir, meine Ziele zu entwickeln und die Schritte festzulegen. Ich liebe Pläne. Sie auch? Unterm Strich muss ich als Leiter jedoch gleichzeitig gestehen: Die genialsten Sachen in unserer Kirche geschehen, ohne dass ich etwas dazu getan habe!

Ist es dann überhaupt sinnvoll, so etwas wie ein Ziel oder eine Strategie zu entwickeln? Ein Beispiel: Gemeinsam mit einigen Mitarbeitern habe ich lange Zeit daran gearbeitet, ein neue Strategie für unseren Glaubensgrundkurs in unserem Kleingruppen-Netzwerk zu entwickeln. Dann sagte eine Mitarbeiterin: „Nur so eine Idee – frag doch mal im katholischen Hochschulzentrum nach, ob wir dort einen Glaubensgrundkurs anbieten können!“ Ein Telefonat später war klar: Wir sind herzlich eingeladen, mitten in der Hochschule einen Glaubensgrundkurs durchzuführen. Ganz anders als geplant! Die Tür geht auf und wir durch. Hätten wir die ganzen Strategien also nicht gebraucht? Das Entscheidende geschah doch, weil Gott eine Tür öffnete!

EINE STRATEGIE IST WICHTIG

Je länger ich leite, desto mehr lerne ich: „Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen“ Wenn ich unendlich Zeit in strategische Überlegungen stecke, bringt es mir und meinem Team am Ende Frust, wenn die Umsetzung scheitert. Gleichzeitig ist es doch so: Wenn ich das Angebot des katholischen Hochschulzentrums erhalten hätte, ohne überhaupt schon mal an einen Glaubenskurs gedacht zu haben, hätte ich die Gelegenheit wahrscheinlich nicht beim Schopf gepackt! Also beides?

„Nicht jeder, der nach Indien fährt, entdeckt Amerika“ sagte Erich Kästner. Aber es kann eben passieren, wenn man Kolumbus heißt und sich auf den Weg macht. Für mich ist es wichtig, eine Kleingruppen-Strategie zu haben. Gemeinsam mit meinem Bereichsleiter lege ich fest, wie viele neue Gruppen wir in diesem Jahr ins Leben rufen möchten, und wir beten dafür. Gleichzeitig wissen wir: Es ist Gott, der wirkt, schafft und bewegt. Wenn es dann geschieht, haben wir uns schon Gedanken gemacht und sind vorbereitet. Oder Gott rennt offene Türen bei uns ein, weil wir schon geplant haben. Oder wir sehen die Chance, die uns Gott ermöglicht, überhaupt erst, weil wir zuvor geplant haben. Oder es kommt ganz anders. Ist aber ok. Amerika zu entdecken ist auch reizvoll!

Hanser_Jan_HKMJan Hanser ist Pastor bei „unterwegs“, einem Gründungsprojekt im Bund Freier evangelischer Gemeinden, das stark auf Kleingruppen setzt.